Themen, die mir so durch den Kopf gehen.

Autor: admin

Was ist Gesundheit?

Überarbeitung: 09.11.2022

Puh – wenn ich vorher gewusst hätte, was ich mir da ans Bein binde. Das ist wieder so ein Thema, bei dem man glaubt zu wissen um was es geht. Wenn man sich dann die Zeit nimmt, darüber nachzudenken, wird einem schnell klar, dass man keine Ahnung hat.

Es gibt jede Menge Definitionen, was denn unter Gesundheit zu verstehen ist. Eine der bekannteren stammt von der Weltgesundheitsorganisation WHO. In deren Verfassung ist Gesundheit so definiert:

Gesundheit ist ein Zustand von vollständigem physischem, geistigem und sozialem Wohlbefinden, der sich nicht nur durch die Abwesenheit von Krankheit oder Behinderung auszeichnet.

https://de.wikipedia.org/wiki/Weltgesundheitsorganisation

Schwierig an dieser Definition ist, dass es zwei Punkte gibt, die auf der persönlichen Wahrnehmung beruhen (obwohl gerade das von vielen Seiten als positiv empfunden wird):

  1. Wohlbefinden: Ob sich bei mir gerade Wohlbefinden eingestellt hat, kann nur ich beurteilen. Es gibt keinen Maßstab, nach dem diese Beurteilung objektiv erfolgen könnte. Ich kann auch unter Medikamenteneinfluß das Gefühl physischen Wohlbefindens haben, bin aber eben nicht gesund.
  2. vollständig: Auch das ist nur individuell auszulegen. Wo ich die Messlatte für mich persönlich hinlege, ist wiederum völlig mir überlassen. Und es gibt eben Menschen, die nie vollständig zufrieden sind, weil scheinbar immer noch etwas fehlt. Damit stellt sich aus deren Sicht dann kein vollständiges Wohlbefinden ein. Aber sind diese Menschen deshalb gleich nicht mehr gesund?

Mich stört auch die Tatsache, dass diese Definition nur auf das Individuum bezogen ist. Gesundheit oder eben Krankheit, hat ja immer auch eine Auswirkung auf die Gesellschaft. Bin ich gesund, habe ich die Möglichkeit meinen Beitrag zum Funktionieren der Gesellschaft zu leisten. Bin ich krank, zahlt die Gesellschaft u.U. recht deutlich drauf. Insofern ist Gesundheit meiner Meinung nach keine reine Privatangelegenheit – auch wenn das so gesehen wird.

Ich habe für mich schlussendlich folgende Definition gefunden:

Gesundheit ist der Zustand, in dem ich ohne fremde Unterstützung und ohne Hilfsmittel in der Lage bin, ein sebstständiges, für die Gesellschaft nützliches Leben zu führen.

Johannes Kaindl

Erläuterungen:

  1. fremde Hilfe: Ärzte, Pflegepersonal, Physiotherpeut, Psychiater, etc.
  2. Hilfsmittel: Medikamente, Rollator / Rollstuhl, Prothese, etc.
  3. für die Gesellschaft nützliches Leben: Aktivitäten, die durch eine breite Mehrheit der Gesellschaft als nützlich anerkannt werden.
  4. Für Kinder kann diese Definition übrigens auch angewandt werden, wobei Kinder zum überleben natürlich immer Unterstützung benötigen. Ansonsten gilt auch für sie diese Definition.

Ich habe diese Definition an allerhand Beispielen erprobt. Bislang hat sie funktioniert. Falls aber jemand einen Fall hat, wo das nicht klappt: Bitte melden.

Pandemiemanagement

Veröffentlicht: 27.03.2022

Ich bin Coach und – mittlerweile seit vielen Jahren – Mitarbeiter in Managementpositionen. Auf Basis dieses Erfahrungshintergrundes bin ich – einmal mehr – irritiert vom Management der Pandemie durch unsere Politiker.

Eines meiner größten Verständnisprobleme beim aktuellen Stand des Pandemiemanagments ist die Tatsache, dass – und da spricht jetzt der Coach aus mir – Ausgangspunkt und Ziel offensichtlich nicht klar zu sein scheinen, bzw. im Zuge der teils emotional geführten Diskussionen verloren gegangen sind.

Und die Emotionen führen mich direkt zum zweiten Punkt – und da kommt jetzt der Manager durch: Es sollte sich in Managementkreisen inzwischen herumgesprochen haben, dass die Suche nach Schuldigen keine Probleme löst. Steigerung: Selbst wenn es gelungen ist einen Schuldigen zu finden, hat man damit noch nie das eigentliche Problem gelöst.

Lassen Sie mich noch einmal festhalten:

  1. Um ein Problem zu lösen ist es zwingend erforderlich ein vernünftiges Ziel zu definieren. Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine möglichst präzise Analyse des Ist-Zustandes unbedingt erforderlich. In meiner Arbeit als Coach beschreibe ich mich in diesem Zusammenhang als Navigationssystem. Wenn ich einem Navigationssystem Start und / oder Ziel nicht vorgebe, bekomme ich auch keine Routenvorschläge.
  2. Um den Ziel-Zustand zu erreichen, muss man sich mit geeigneten Mitteln daran machen, den Weg vom Ist-Zustand zum gewünschten Ziel-Zustand zurück zu legen. Jeder Coach verfügt dabei nicht nur über ein Werkzeug, sondern über einen kompletten – möglichst gut gefüllten – Werkzeugkasten. Um noch einmal die Analogie zum Navigationssystem zu bemühen: Normalerweise bekomme ich mehrere Routen angezeigt und zumeist habe ich auch noch die Möglichkeit zwischen unterschiedlichen Verkehrsmitteln zu wählen. Eben ein Werkzeugkasten, aus dem ich mir das jeweils geeignetste Werkzeug aussuchen kann. Und wenn es auf dem Weg mal zu Abweichungen von der Route kommt, muss ich flexibel genug sein, das Werkzeug zu wechseln, eine andere Route zu wählen oder auch beides.

Übrigens: Diese beiden Tipps sind umsonst. Kein Mensch würde für diese Binsenweisheiten heute auch nur noch einen Cent bezahlen.

Lassen Sie mich jetzt diese Punkte Schritt für Schritt auf das Management der Coronapandemie anwenden.

Ziele

Unabhängig vom aktuellen Stand der Pandemie standen immer folgende zwei Ziele im Vordergrund:

1. Sicherstellung der medizinischen Versorgung auf allen Ebenen

2. „Das Leben“ am Laufen halten ( öffentliches, wirtschaftliches, privates)

Bei einem Coaching wird so etwas gerne auf einem Flipchart notiert. Groß und unübersehbar. Dann gerät es nicht so schnell aus dem Blick. Und das passiert schnell im Eifer der Maßnahmen zur Zielerreichung!

Achten Sie einmal darauf: Es wird häufiger davon gesprochen, dass eine Impfpflicht nötig sein, um eine möglichst hohe Impfquote zu erreichen. Es wird deutlich seltener davon gesprochen „Maßnahmen umzusetzen, die eine Überlastung des medizinischen Systems verhindern“. Natürlich soll damit zum Ausdruck kommen, dass die Impfung das geeignete Werkzeug ist, um genau das zu erreichen. Bzw. es wird explizit gesagt, dass es sogar das einzige Werkzeug ist, um das zu erreichen. Da ist die Anwendung eines Werkzeuges zum Ziel mutiert, ohne dass man sich vergewissert hat, ob es sich überhaupt noch um das richtige Werkzeug handelt, bzw. überhaupt je gehandelt hat. Stichwort „Immunisierungsquote“ (siehe weiter unten).

Ist-Zustand

Der Ist-Zustand ist der tatsächliche Immunisierungsstatus der Bevölkerung – wenn man sich wirklich ganz fokussiert nur auf Corona bezieht und alle anderen Faktoren beiseite lässt. Wenn also Themen wie psychische Erkrankungen, wirtschaftliche Folgen nicht betrachtet, bzw. als separat „irgendwann danach“ zu lösende Probleme hinten anstellt. Inwieweit das moralisch und ethisch vertretbar ist lasse ich außen vor.

Mir ist an der Stelle eine präzise Begrifflichkeit sehr wichtig:

Immunisierungsstatus statt Impfquote!

Die Impfung ist ein Werkzeug zum Erreichen einer Immunisierung – aber eben nur eines von mehreren: Ich kann mich auch mit dem realen Virus infiziert haben – mittlerweile sogar mehrfach – oder aus irgendeinem anderen Grund immmun gegen ein Virus sein. Der Immunisierungsstatus wird dabei immer sehr schlicht mit der Impfquote gleichgesetzt. Das irritiert mich speziell bei Leuten, die ansonsten immer sehr auf Wissenschaftlichkeit bedacht sind.

Der tatsächliche Immunisierungsstatus ist dabei in mehrelei Hinsicht unbekannt: Abgesehen davon, dass schon die Impfquote nicht exakt bekannt ist, weiß kein Mensch mehr, wieviele Personen darüber hinaus ein- oder mehrfach genesen, geimpft und genesen, mehrfach geimpft und mehrfach genesen sind.

Die Frage, die sich daraus ableitet ist übrigens einer der großen Kritikpunkte seitens der Wissenschaft: Warum wissen wir das nicht? Warum ist es auch nach ca. 2 Jahren der Pandemie nicht gelungen, eine soziokulturelle Kohorte zu bilden, die in zeitlich enger Folge getestet wird, um daraus eine realistische Abschätzung der Pandemiesituation (geimpft, genesen, Einfluss von Vorerkrankungen, etc. ) ableiten zu können? Vor dem Hintergrund der gesamten Aufwände im Zusammenhang mit Corona kann das doch wahrlich keine unrealisierbare Aufgabe sein. Jeden Montag bekommen sie von jeder noch so unwichtigen Fernsehsendung detailierte Statistiken über Zuschauerzahlen, Altersgruppen, wieviele zu Ende gesehen oder weggeschaltet haben usw. Bei einer „epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ sind wir aber auch nach 2 Jahren noch auf sehr ungenaue Zahlen wie z.B. der Inzidenz angeweisen. Zahlen über Genesene und deren Impfstatus, sowie die Häufigkeit von Infektionen gibt es überhaupt nicht.

Das wären aber schon sehr interessante Informationen, wenn es um die Beurteilung des aktuellen Immunisierungsstatus und die daraus abzuleitenden Maßnahmen geht. V.a. im Hinblick auf die Gefahr der Überlastung des medizinischen Systems.

Die Daten lt. RKI, Stand 25.03.2022:

Anteil grundimmunisierter Personen
Gesamtbevölkerung: 75,9%
über 18-jährige: 85,5%

Anteil mit Auffrischungsimpfung
Gesamtbevölkerung: 58,4%
über 18-jährige: 67,9%

Positive PCR-Tests
seit KW10 / 2020: 18,9 Mio
davon seit KW 01 / 2022: 11,7 Mio

Vor dem Hintergrund dieser Zahlen wird klar, wie wichtig die Frage nach dem Immunisierungsstatus und nicht nach dem Impfstatus ist: Es dürfte kaum noch eine Person in Deutschland geben, die bei den aktuellen Inzidenzen nicht geimpft oder genesen ist. Wie soll das möglich sein, wenn man auch noch zugrunde legt, dass es lt. RKI eine Untererfassung der Impfungen gibt und der reale Wert der Infektionen um ein Vielfaches höher ist als die Anzahl positiver PCR-Tests? Es ist daher auch klar, woher die derzeit niedrigen Impfzahlen kommen: Wenn sich eine ältere, grundimmunisierte Person vor Kurzem auch noch mit dem realen Virus infiziert hat und diese Infektion überstanden hat, wird sie vermutlich nicht zur Auffrischungsimpfung gehen. Dasselbe gilt vermutlich für all diejenigen, die sich aktuell infiziert haben, aber noch nicht geimpft waren. Warum sollte sich eine solche Person jetzt impfen lassen?

Daher erscheint mir die Diskussion über eine Impfplicht schon beinahe surreal, weil sie ein – aus allen Blickwinkeln betrachtet – völlig ungeeignetes Werkzeug ist, um die Ziele des Pandemiemanagements zu erreichen – wenn diese nicht schon erreicht sind. Ich werde auch das Gefühl nicht los, dass das den meisten Beteiligten in der Politik klar ist. Aber man hat sich da in die Position „die Impfpflicht MUSS kommen“ genauso hineingesteigert, wie zuvor in die Position „eine Impflicht wird es NIE geben“. Da würde ich mir von Leuten, die die Verantwortung für gut 80 Mio. Menschen besitzen etwas mehr Lernfähigkeit wünschen. Und von unserem Bundesgesundheitsminister eine Erklärung, wie er vor dem Hintergrund dieser Zahlen zu den abgeleiteten Maßnahmen und der Forderung nach einer Impfpflicht kommt.

Impfsolidarität V2.0

Veröffentlicht: 29.11.2021

So, hier kommt jetzt die etwas nüchternere Version des Beitrags zur Impfsolidarität – wie versprochen:

Mit einigem Erstaunen – manchmal sogar Entsetzen – verfolge ich derzeit die Diskussionen um die Impfpflicht. Meine Grundposition ist, mich nicht impfen zu lassen, und möchte im Folgenden darstellen, warum.

Ich bin davon überzeugt, dass es – neben dem schulmedizinischen Weg – einen zweiten Weg gibt, um hoffentlich dasselbe Ziel zu erreichen: Gesund bleiben oder gesund werden.

Ich respektiere den schulmedizinischen Weg und die Arbeit des medizinischen Personals ganz explizit! Ich bin mir auch sehr bewusst welche Leistung von den Personen in diesem Bereich – v.a. derzeit – erbracht wird (meine Ex-Frau ist Medizinerin). Ich bin auch nicht wissenschafts- oder technologiefeindlich. Ich bin Dipl.-Ing. und Mitarbeiter eines großen Optikkonzerns – da käme ich mit Technologie- oder Wissenschaftsfeindlichkeit nicht weit. Und ich habe keinerlei Neigungen zu den wirren Ansichten irgendwelcher Verschwörungstheoretiker oder selbsterklärter Querdenker (schade übrigens, dass dieses Klientel den ansonsten so wunderbaren Begriff damit für lange Zeit verbrannt hat).

Ich komme gesundheitlich von der anderen Seite: Ich tue seit vielen Jahren alles mir Mögliche, um nicht erst krank zu werden.

Und das dieser Weg auch zur Gesundheit führt, ist – nach allem was ich weiß – ebenso gut wissenschaftlich belegt, wie viele der anerkannten Therapien, die im Krankheitsfall angewendet werden. Diese Wissenschaftler legen auch völlig zurecht Wert darauf, dass Ihre Forschungsergebnisse ernst genommen werden. Und: Bislang bestätigt meine Krankenakte diesen Weg. Ich höre von meiner Krankenversicherung in aller Regel nur zweimal im Jahr: Wenn es um die in (un)schöner Regelmäßigkeit anstehenden Beitragserhöhungen geht, oder die ebenso regelmäßige Rückzahlung, weil ich sie nicht in Anspruch genommen habe.

Ich behaupte, dass ich auf Basis dessen, was meine Messwerte und meine körperliche Leistungsfähigkeit so hergeben, gesund bin: Gewicht, Körperfett, Blutdruck, Ruhe-HF, HRV, Blutbild, Leistungs-EKG etc. Wobei ich bei Blutbild und Leistungs-EKG nicht immer ganz konsequent in der Wiederholung bin. Da gelobe ich Besserung. Ich bin mir auch wohl bewusst, dass „Gesundheit“ ein sehr dehnbarer Begriff ist.

Derzeit bedeutet für mich „gesundes Leben“:

  1. Zu 99.9% vegane Ernährung (die 0.1% sind Honig und selten mal ein Milchkaffee 😉), Bio-Lebensmittel, überwiegend unverarbeitet und „natürlich“ kein  Alkohol, Zigaretten etc.
  2. Bewegung: Ich bin Triathlet und bewege mich ansonsten auch im Alltag unmotorisiert
  3. „Mentale und soziale“ Gesundheit: Ich versuche ein möglichst ausgeglichenes Leben mit Familie, Freunden und Job  zu realisieren

Das funktioniert natürlich nicht immer alles zu 100%. Das Leben ist halt wie der Triathlon ein Fehlervermeidungssport ohne Garantie auf Erfolg.

Was mich an der derzeitigen Debatte stört ist die Tatsache, dass der Erkenntnis keinerlei Beachtung geschenkt wird, dass gesunde Personen zum pandemischen Geschehen im Hinblick auf Hospitalisierung, Aufnahme in eine Intensivstation, Tod, wenig beitragen. Und ich finde es erstaunlich, dass u.U. deutlich vorerkrankten Personen durch die Impfung attestiert wird, damit alles Menschenmögliche für ihre Gesundheit getan zu haben. Mir wird das bei Corona ganz eindeutig abgesprochen. Ganz abgesehen davon, dass ich mit meiner Lebensführung für keine der bekannten Zivilisationskrankheiten auch nur ansatzweise in eine Risikogruppe gehöre. Und damit sorge ich weitestgehend dafür, dass ich nicht einer derjenigen Patienten werde, die eines der 75% belegter Intensivbetten in Anspruch nehme, die auch ohne Corona belegt sind.

Und wie steht es mit meinem Verhalten im Rahmen der Pandemie? Stefan Weil – mein Ministerpräsident – hat von vernünftigen und unvernünftigen Verhalten gesprochen. Natürlich im Hinblick auf geimpft und ungeimpft. Ich nehme für mich in Anspruch, mich auch ungeimpft innerhalb der Pandemie – also im Hinblick auf die Verbreitung des Virus – vernünftig zu verhalten. Man könnte kurz und knapp sagen:

Ich verhalte mich wie eine Person, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden kann.

D.h.: Ich meide konsequent Veranstaltungen jeder Art und Größe, wenn nötig lasse ich mich zuvor testen und trage ansonsten Maske. Ja, auch das funktioniert nicht immer zu 100%. Aber ich vermute, dass Personen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können auch nicht immer die 100% hinbekommen. Ich frage mich, ob mein Verhalten tatsächlich unvernünftiger, unsolidarischer, asozialer ist, weil mir die Impfung fehlt, im Vergleich zu geimpften Personen die Karneval feiern, die Fußballstadien bevölkern etc. Mir ist natürlich der Wunsch dieser Personen klar und verständlich, allerdings fehlt mir die Möglichkeit, das Verhalten dieser Personen als vernünftig zu akzeptieren, nur weil zuvor eine Impfung erfolgt ist. Und im Gegensatz dazu zählt meine Zurückhaltung wieder nicht, weil ich eben nicht geimpft bin.

Und ja: Ich gebe zu, dass es mich ärgert, dass bei all den Maßnahmen die ich für mich – und andere – ergriffen habe, dieser Weg nicht anerkannt wird – ganz im Gegenteil. Ist es wirklich so, dass ich – trotz aller gesundheitserhaltender Maßnahmen – ein größeres Risiko hospitalisiert zu werden und mehr zur Verbreitung des Virus beitrage, als ein u.U. vorerkrankter Geimpfter, der die Impfung als Generalamnestie für Alles interpretiert? Und der sich „natürlich“ weiterhin nicht um seine Gesundheit kümmert und daneben das Virus noch munter verbreitet?

Ich will eigentlich nicht akzeptieren, dass ich mich - neben allen Anstrengungen – gegen meine Überzeugung impfen lassen soll, um quasi das letzte Prozent herauszuholen, während andere noch nicht einmal bereit sind ein Minimum FÜR ihre Gesundheit zu tun, sondern nur das Minimum GEGEN ein Virus.

Noch einmal zur Verdeutlichung: Meine derzeitigen Überlegungen drehen sich nicht um die Frage, ob ich mich impfen lassen soll oder nicht, sondern ob ich mir – vor dem Hintergrund aller beschriebenen Maßnahmen und meinem Verhalten – den Vorwurf „unvernünftig, unsolidarisch, asozial,…“ etc. zu Recht gefallen lassen muss. Immer natürlich auch unter Berücksichtigung der Maßnahmen und dem Verhalten geimpfter Personen im Hinblick auf ihre persönliche Gesundheit und die Gesundheit anderer. Da ist für mich derzeit noch viel Luft nach oben.

Dass für mich persönlich ein Restrisiko besteht ist mir bewusst. Das ist aber eine Entscheidung, die ich gerne selbst treffen möchte – und meiner Meinung nach auch kann. Da will ich eigentlich nicht, dass Leute darüber entscheiden, deren Gesundheitsverständnis ich persönlich für lebensgefährlich halte - und das es in vielen Fällen auch ist.

Ich würde mir ein differenzierteres Vorgehen wünschen – mit einem Bündel an Maßnahmen – wie auch immer das dann im Detail aussehen mag. Aber nicht ein Vorgehen, dass keinen Plan B beinhaltet, und bei dem mit jeder noch so kleinen Aktion zum Ausdruck kommt – oder explizit gesagt wird: „Die Pandemie ist vorbei, wer sich hat impfen lassen, hat nichts mehr mit der Pandemie zu tun und ansonsten sind an Allem was jetzt noch passiert ausschließlich die Personen schuld, die noch nicht geimpft sind“. Das ist mir zu primitiv und macht mir ehrlich gesagt ein gutes Stück weit Angst.

Nachtrag:

Ich habe neben allem Anderen das wirklich ungute Gefühl, dass die derzeitige Holzhammer-Methode einfach jeden zu impfen - auch die, bei denen es medizinisch nicht nötig wäre - großes Potential hat zum Bummerang zu werden. Das wäre doch wirklich kein neues Phänomen.

Begründen kann ich das aber nicht – schon gar nicht medizinisch fundiert. Daher verwende ich das üblicherweise auch nicht in meiner Argumentation, wollte aber trotzdem vorsichtig darauf hinweisen.

Die Verwirrtheit der Impfverweigerer

Sind Impfverweigerer immer nur verwirrte Verschwörungstheoretiker und Querdenker? Wir sollten uns klar machen, dass es neben den verwirrten Geistern auch noch Leute gibt, die sich aus sehr nachvollziehbaren Gründen nicht impfen lassen wollen: Leute die richtig Angst vor einer Impfung haben – ich rede von tiefer, panischer Angst – einer Phobie. Wer soetwas hat – z.B. vor Spinnen – weiß wovon ich rede.

Meine Schwester z.B. hat Angst vor Spinnen. Wenn ich sie vor eine Türe stelle und ihr sage, dass sich in dem dahinterliegenden Raum Spinnen befinden, befällt sie die nackte Panik – ohne auch nur die Türe aufgemacht zu haben. Sie hat in früheren Zeiten so lange nicht in ihrem Zimmer geschlafen, bis wirklich klar war, dass da keine Spinne (mehr) drin ist. Notfalls bedeutete das: Schränke, Bett, Schreibtisch verrücken. Jetzt kann ich ihr natürlich eine Studie vorlegen und sagen: „Pass auf, in der Studie steht, dass es bisher nur sehr wenige Todesfälle durch Kontakt mit Spinnen in Deutschland gab.“ Ich wage folgende Prognose: Sie wird nach der Lektüre der Studie nicht geheilt von ihrer Phobie in dieses Zimmer gehen, um mit den posierlichen Spinnen zu spielen und sich wundern, warum sie je Angst vor diesen süßen Tierchen haben konnte. Sie können sie auch mit Gewalt in das Zimmer stoßen und ihr sagen, dass sie sich nicht so anstellen soll, und nicht zu verstehen ist, was das kindische Verhalten eigentlich soll. Wenn Sie sie dann nach einiger Zeit aus dem Zimmer holen, haben sie eher einen Fall für die Psychatrie geschaffen als eine Phobie beseitigt.

So, und jetzt erzähle ich Ihnen die Geschichte einer Bekannten. Sie hat in Ihrer früheren Kindheit und Jugend immer wieder erfahren müssen, was Krankheit und Siechtum mit Leuten macht, und schon etwa Mitte der 1980er Jahre beschlossen, dass sie alles in ihrer Macht stehende tun möchte, um das zu verhindern. Ihr Hauptthema ist seither „Ganzheitliche Gesundheit“. Sie hat in diesem Bereich auch eine Ausbildung absolviert und sich zur „Ganzheitlichen Gesundheistberaterin“ zertifizieren lassen. Ich würde sagen, dass sie so etwas wie eine Pharmakophobie (Angst vor Medikamenten) hat. Impft man sie – evtl. sogar gewaltsam -, haben sie neben meiner Schwester einen zweiten Fall für die Psychatrie geschaffen.

Der Fall meiner Bekannten ist – im Zusammenhang mit Corona – besonders „interessant“: Sie verdient sich seit den 1980er Jahren also freiberuflich ihren Unterhalt mit dem Thema „Ganzheitliche Gesundheit“, und lässt das auch in ihre Arbeit als Musiklehrerin und Lauftrainerin einfließen. Sie versucht seit vielen Jahren, möglichst vielen Menschen klar zu machen, dass deren Art und Weise zu leben lebensgefährlich ist – für die Leute selbst und für diesen Planeten. Und sie hat auch vermutet, dass uns das Alles irgendwann einmal fürchterlich auf die Füße fallen wird.

Und dann kam Corona. Da stand sie jetzt: Entsetzt, aber nicht verwundert.

Und dann kam der Lockdown: „Wir müssen Ihnen leider die Ausübung Ihrer Tätigkeit untersagen. Da müssen Sie schon Ihren Solidaritätsbeitrag leisten. Wichtig sind jetzt eher Friseure und Nagelstudios. Gesundheitsberatung ist in der jetztigen Situation eher gefährlich. Sie bekommen von uns auch für einige Zeit Unterstützung. Aber nur für Ihre Auslagen wie Miete und Leasingraten, nicht für Ihren Unterhalt. Dafür gibt’s ja schließlich Hartz IV. Wenn Ihre derzeitige Wohnung zu groß ist, müssen sie halt ausziehen. Wer schon die Solidargemeinschaft ausnutzt, kann ja nicht erwarten, dass er dann auch noch ordentlich wohnen kann. Ansonsten wünschen wir Ihnen noch viel Glück. Und: Bleiben Sie gesund!“ Jetzt war sie allerdings doch verwundert. Wie konnte es sein, das alles, was sie bislang erzählt hat eingetreten ist, und alle Welt immer noch glaubt, das ihr gesundheitlicher Weg nicht richtig ist?

Sie hat sich dann mit einem kleinen Erbe und immensem Aufwand über Wasser gehalten. Sie hat also Gruppen auf Einzelunterricht umgestellt – aber von den Teilnehmern natürlich nicht mehr verlangt bzw. bekommen. Auf Kosten der Gemeinschaft zu leben, so lange man selbst arbeiten kann, war ihr immer ein ungeheuerlicher, asozialer Gedanke. Das allerdings immer und in jedem Bereich, nicht nur bei Corona.

Und dann kam die Impfdebatte: „Jetzt lassen Sie sich aber bitte noch impfen, so dass diejenigen, denen Sie immer schon vorhergesagt haben, dass ihr Lebensstil gefährlich ist, so weitermachen können wie bisher. Und die verrückte Spinnerei mit der Gesundheit vergessen Sie mal besser schnell. Geimpft sein ist das neue gesund. Soviel Solidarität muss sein. Wer schon von Hartz IV lebt, kann wenigstens das medizinische System entlasten.“ OK, der letzte Satz war jetzt blanke Ironie, weil sie ja nie Hartz IV in Anspruch genommen hat.

Ich wage jetzt die nächste Prognose: Diese Bekannte wird wohl kaum von der Impfung zu überzeugen sein. Und bevor Sie das versuchen, sollten Sie zuvor Ihre eigene Lebensführung unter die Lupe nehmen: Rauchen Sie? Ernähren Sie sich (auch nur halbwegs) vernünftig? Bewegen Sie sich ausreichend? Sorgen Sie dafür, dass Ihr Leben lebenswert ist, und kein Burnout droht? Wie sieht es mit Familie, Partnerschaft, Freunden aus? Das sind alles Punkte, die – wissenschaftlich ziemlich gut abgesichert – zu Zivilisationskrankheiten und oft auch in Klinik und Intensivstationen führen. Oder haben Sie nur Ausreden, warum das alles bei Ihnen „natürlich“ nicht möglich ist, bzw. auf genetischer Veranlagung beruht? Wenn Sie immer noch vermuten einen guten Grund zu haben: Viel Spaß bei der Überzeugungsarbeit.

Impfsolidarität

Eigentlich wollte ich ja einen ganz überlegten, nüchternen Beitrag schreiben. Der muss jetzt allerdings noch etwas warten. Das Bashing der Ungeimpften nervt mich doch gehörig. V.a. die folgenden beiden, stumpfen Gleichungen stören mich:

„Geimpft = guter, solidarischer Mensch“
„Ungeimpfter = schlechter, unsolidarischer Mensch“

Diese beiden eher einfältigen Gleichungen bedienen unser schlichtes Verständnis von „Eigenverantwortung“: „Da lass ich mir mal schnell eine Spritze setzen und ich bin raus aus der Nummer“. Um alles Andere muss ich mich dann nicht mehr kümmern. Und die Politik tut nun wirklich alles, um diesem Denken Vorschub zu leisten, weil sie die simple Gleichung „Impfung = Lösung aller Probleme“ gerne glauben will, bzw. uns glauben machen will, dass es so ist.

An einem Punkt bin ich mit allen, die jetzt nach Solidarität rufen völlig einer Meinung: Ich finde eine Diskussion zu unserem Solidaritätsverständnis mehr als überfällig. Allerdings nicht erst seit Corona, sondern seit ca. 10 Jahren, oder noch länger. Daher muss ich leider schon sagen: Eine Solidaritätsdebatte beschränkt auf Corona, oder noch schlimmer, nur auf die Impfbereitschaft brauche ich nicht. Die finde ich – vorsichtig gesagt – scheinheilig! Die Selbsbedienungs- und Vollkasko-Mentalität ist insgesamt längst aus dem Ruder gelaufen. Man muss schon aus den Sozialsystemen mehr herausholen als reinzahlen. Sonst gilt man schnell als dumm oder naiv.

Aber zurück zu Corona: Wenn es wirklich darum geht, diese Pandemie zu beenden, finde ich es geradezu fahrlässig, sich nur auf einen Weg zu versteifen und nicht alle Möglichkeiten auszuschöpfen, die sich einem bieten. Einen Weg, bei dem ja immer mal wieder Fragezeichen aufkommen. Stichwort Impfdurchbrüche und die immer kürzer werdende Wirkdauer der Impfstoffe. Da machen es die Protagonisten aus der Politik und Wissenschaft den Querdenkern für mein Gefühl auch etwas sehr einfach mit ihrem fahrlässigen Daten- und Kommunikationsmanagement. Und längst ist nicht klar, ob das wirklich die letzten Fragezeichen im Zusammenhang mit den Impfungen sind. Und Achtung: Ich bin kein Impfgegner! Wer das für sich als den richtigen Weg ansieht, soll sich unbedingt impfen lassen. Aber vielleicht sollten wir auch – nur ganz kurz – die Möglichkeit zulassen, dass das eben nicht der einzige Weg ist. V.a. kann es auf Dauer kein Weg sein. Oder wollen wir im 6 Monats-Takt die komplette Bevölkerung durchimpfen?

Meine Wahrnehmung

Es gibt ausreichend Leute, die ihre Gesundheit (und das sie stützende System) über Jahre und Jahrzehnte mit Füßen treten. Es kann heute wirklich keiner mehr behaupten, er hätte nicht gewusst, dass schlechte Ernährung, wundliegen vor der Glotze, Zigaretten, Alkohol etc. ungesund sind. Da wird viel Zeit und Geld investiert, um die Lebenszeit deutlich zu reduzieren. Und wenn es dann endlich soweit ist, dass diese Leute die Früchte ihrer Anstrengungen einfahren könnten, halten wir sie auch noch davon ab. Bei vielen Krankheitsbildern kann man nur zu dem Schluß kommen: Da hat aber einer seinen Spaß im Leben gehabt und nichts ausgelassen. Man muss sich eigentlich nicht wundern, wenn dann im Falle von Corona ein Körper, der sich schon unter normalen Bedingungen nur noch mehr schlecht als recht am Leben erhält, ziemlich schnell kollabiert. Da sind dann auch einige dabei, die unabhängig von Corona Intensivbetten belegen, obwohl das mit einiger Eigenverantwortung – und mit solidarischem Blick auf die Kosten für die Gesellschaft – nicht nötig gewesen wäre. Lt. DIVI-Register des RKI waren Stand 18.11.2021, 22:05 Uhr gut 73% aller Intensivbetten belegt – mit Leuten ohne Corona (Gesamtzahl Intensivbetten: 22.240, belgte Intensivbetten: 19.804, Corona-Patienten: 3.413). Ich glaube, es ist keine allzu steile These zu behaupten, dass wir – ganz unabhängig von Corona – ein Gesundheitsproblem haben. Und ich gehe jetzt einfach davon aus, dass es sich bei diesen Patienten nicht ausschließlich um Unfallopfer handelt, sondern schon einige dabei sind, die nicht unbedingt dort sein müssten. Das Problem interessiert aber aus irgendeinem Grund keinen Menschen. Man könnte sagen: Wir haben mehrere Pandemien gleichzeitig – und Corona ist bei weitem nicht die Tödlichste!

Meine Fragezeichen

  1. Warum um Himmels willen, hat man zu einer Zeit, für die die Wissenschaftler und Spezialisten – auf die doch alle hören sollen – prognostiziert haben, dass die Zahlen wieder ansteigen werden, Alles – aber wirklich ALLES – getan, um den Eindruck zu erwecken: „Die Pandemie ist vorbei“. Es wurde die epidemische Lage von nationaler Tragweite für beendet erklärt, Impf- und Testzentren geschlossen, um es den Impfwilligen maximal schwer zu machen. Obendrein hat man damit auch noch die Herrschaft über die Daten abgegeben, die auch so schon schlecht genug waren. Und es wurde natürlich alles geöffnet: Fußballstadien, große Veranstaltungen jeder Art – und natürlich der Karneval. Da muss man ja schon beinahe Mutwilligkeit unterstellen. Wenn ich das versuche meiner 5-jährigen Tochter zu erklären, wundert die sich, was die „Wachsenen“ da so treiben. Ich will niemandem was unterstellen: Aber ich habe schon den Eindruck, dass sich da einige Leute schlicht verzockt haben. So nach dem Motto: „Da bauen wir, kurz bevor es gefährlich wird, die Impf- und Testzentren ab, um dann mit dem Argument der steigenden Inzidenz auf die Ungeimpften Druck machen zu können. Dann werden die schon spuren. Und bis in den Winter haben wir dann ja noch ein paar Wochen Zeit.“ Und dann hat die Heftigkeit der ganzen Geschichte sie doch überrollt.
  2. Wenn es wirklich um die Eindämmung der Pandemie geht, warum wird dann nicht konsequent ein 1G-Modell umgesetzt? Sprich: Egal in welchem Bereich und egal ob geimpft, ungeimpft oder genesen – ich muss getestet sein.
  3. Zur Auslastung der Klinken: Weshalb werden nicht flankierende Maßnahmen ergriffen, um in Zukunft eine ähnliche Situation zu verhindern? Also: Unterstützung wirklich gesundheitsfördernder Maßnahmen. Z.B. ausreichend Bewegung in den Schulen, vernünftiges Essen in allen öffentlichen Bereichen: Schulen, öffentliche Kantinen, Krankenhäuser etc. Ich erinnere mich mit Entsetzen an den unverschämt schlechten Sch…fraß (sorry für die Deutlichkeit), den meine Mutter vorgesetzt bekam, als sie in fortgeschrittenem Alter im Krankenhaus war. Mein Bruder hat das zu Recht als „aktive Sterbehilfe“ bezeichnet.
  4. Wenn wir heute über Impfpflicht diskutieren, um unnötige Kosten für das System zu vermeiden: Gerne. Dann soll aber auch diskutiert werden, welche Maßnahmen denn in Zukunft ergriffen werden, um die Leute die sich nicht die Bohne um ihre Gesundheit kümmern, zu entsprechendem Verhalten zu „motivieren“?

Meine Vernunft

Stefan Weil hat – sinngemäß – den schönen Satz gesagt: „Es gibt viel Vernünftige und leider auch einige Unvernünftige“. Schön ist der Satz deshalb, weil er mal nicht von Geimpften und Ungeimpften gesprochen hat – was allerdings seine Absicht war. Ich will das Thema Vernunft und Unvernunft hier für mich einmal beschreiben:

Ich tue seit vielen Jahren so ziemlich alles, um der Gesellschaft nicht auf der Tasche zu liegen. Ganz im Gegenteil: Ich tue ziemlich viel, um diese Gesellschaft zu stützen. Und ich nehme zusätzlich für mich in Anspruch mich vernünftig zu verhalten – obwohl ich ungeimpft bin.

Wie komme ich zu der, für einen Ungeimpften geradezu anmaßenden Behauptung?

  1. Ich zahle ohne zu murren, meine Steuern und Sozialabgaben. Und das sind bei meinem Gehalt keine kleinen Beträge. Das ist aber völlig OK, weil nur so kann eine Gesellschaft funktionieren.
  2. Ich nehme seit Jahren meine Krankenkasse nicht in Anspruch – und trotzdem steigen die Beiträge Jahr für Jahr um Beträge, die mir Schwindel verursachen. Es muss also irgendwo eine ganze Menge Leute geben, die ihre Krankenkassenbeiträge als Geldanlage betrachten, aus der man bitteschön deutlich mehr entnehmen muss, als man reingezahlt hat.
  3. Zum Thema Gesundheit: Ich lebe – nach bestem Wissen und Gewissen – gesund, um eben kein Fall für unser Krankheitsverwaltungssystem zu werden.
    Ich…
    • ernähre mich gut (vegan, bio, überwiegend frisch)
    • bewege mich viel draußen (Triahlon, Alltagstouren nur zu Fuß / mit dem Rad)
    • sehe zu, dass ich ein „gesundes“ Umfeld habe (Partnerschaft, Familie, Beruf)
    • habe überhaupt keine Lust, meinen Körper mit irgendwelchen pharmazeutischen Substanzen zu belästigen und vermeide das, wo immer möglich. Aber ja: Ich habe in der Vergangenheit auch schon mal eine Schmerztablette genommen. Davon könnte die Pharmaindustrie allerdings keine Dividenden ausbezahlen.
  4. Im Zusammenhang mit Corona:
    • Siehe oben: Ich tue also schon einiges, um aus dem Kreis der potentiellen Risikopatienten herauszufallen. Ja, ja, ich weiß schon: Auch Gesunde sind gefährdet etc. Aber die – wirklich – gesunden Corona-Intensivpatienten sind sicher nicht der Grund für die Überlastung unseres Krankenhaussystems.
    • Ich nehme an keinen Großveranstaltungen teil und vermeide es, in größeren Menschenansammlungen unterwegs zu sein.
    • Wenn ich mich beruflich mit anderen Leuten treffe, lasse ich mich vorher testen und fänd es eigentlich toll, wenn die geimpften Solidaritätsfanatiker das auch tun würden. Ich zahle übrigens meine Tests wenn nötig auch selbst. Mein Arbeitgeber kann ja nichts für meine verqueren Ansichten.
    • Ansonsten trage ich Maske etc.
  5. Und was ich ganz nebenbei noch tue: Ich ziehe mit meiner Partnerin eine Pflegetochter groß. Das spart dieser Gesellschaft einige tausend Euro im Monat, wenn man mal zugrunde legt, was wir für unseren Pflegeauftrag bekommen, und was im Vergleich dazu der Platz in einem Kinderheim kosten würde.

Meine Unvernunft (?)

Ich leiste mir das Risiko nicht geimpft zu sein.

Aber da die ganze Geschichte ohnehin ein Spiel mit Wahrscheinlichkeiten ist, kann mir bitte vielleicht jemand ausrechnen, wie groß jetzt die Wahrscheinlichkeit ist, dass ich zum Intensivpatienten werde. Diesen Wahrscheinlichkeitswert gibt es allerdings auch für Geimpfte nicht. Diese Gleichtung hat mittlerweile soviele Variablen, dass sich da keiner rantraut. Noch nicht einmal Dr. Viola Priesemann.

Warum hat aber trotzdem jeder Geimpfte das Recht von sich zu behaupten, dass seine Wahrscheinlichkeit durch die Impfung an Corona zu erkranken kleiner ist, als meine Wahrscheinlichkeit über den Gesundheitsweg?

Fazit

Ich war bislang eigentlich nicht der Typ, der mit seinem tollen Verhalten hausieren geht und sich ständig in aller Öffentlichkeit auf die Schultern klopft. Aber: Ich möchte erstmal sehen, dass der Großteil aller solidarischen Geimpften eine ähnliche Solidaritäts-Performance hinlegt, bevor irgendeiner ankommt und mir erzählt, dass ich mir doch jetzt noch zusätzlich die Impfung setzen lassen soll, nur dass alles wieder so „gut“ wie vorher wird. Was in aller Regel heißt: „Wir wollen weitermachen wie bisher und uns weder um uns, oder andere kümmern müssen. Das sollen doch bitte andere tun.“ Ich gehe auch davon aus, dass nach Corona das Verständnis für unser Pflegepersonal wieder vorbei ist. Einmal klatschen wird ja wohl reichen. Die sollen jetzt bitte mal nicht gleich unverschämt werden und mehr Stellen oder mehr Gehalt fordern. Zum Schluß würde das Geld für meinen nächsten Malletrip nicht reichen.

Wenn ich mit meinem Verhalten – persönlich und der Gesellschaft gegenüber – das untere Ende der Solidarität und Vernunft darstelle (auch im Umgang mit Corona), lasse ich mich impfen. Vorher sollen sich bitte alle Anderen hinten anstellen und die Klappe halten.

Meinung und Wissen

Letzte Überarbeitung: 07.12.2021

Getriggert ist dieser Beitrag – natürlich – durch die aktuelle Berichterstattung, Meinungsäußerungen, Beiträge etc. zum Thema Corona.

Persönliche Meinung

Mit der Meinung ist das eine verzwickte Angelegenheit. Wenn jemand heute seine Meinung kundtut, stellt man beim nachfragen fest, dass dieser Meinung ziemlich schnell eine objektive – und häufig auch subjektive – Begründung fehlt. Sprich: Der Meinende kann noch nicht einmal schlüssig erklären, warum er denn das, was er meint, tatsächlich meint. (Zu) häufig läuft es darauf hinaus, dass eine bestimmte Sache „der“ oder „die“ oder „viele“ oder „die meisten“ doch genauso sehen. Dann muss ja was dran sein. Das hält die meisten aber nicht davon ab, ihre Meinung wie eine Wahrheit oder gar gesichertes Wissen zu verteidigen.

Expertenmeinung

Bei der Expertenmeinung verhält es sich ganz ähnlich wie bei der normalen Meinung. Die Ausnahme besteht dann, wenn der Experte eine Meinung äußert, die in das Gebiet seiner Expertise gehört. Interessant ist es aber zu beobachten, wie oft Expertenmeinungen veröffentlicht werden, wobei der jeweilige Experte zu einem Thema befragt wird bzw. seine Meinung kundtut, das nicht in den Bereich seiner Expertise gehört. Da wird dann oft mit dem Verweis auf den Expertenstatus einer persönlichen Meinung eine – eben nur scheinbare – Bedeutung verliehen. Es ist wirklich interessant, das immer wieder zu prüfen. Ich stelle fest, dass das extrem häufig der Fall ist.

Wissenschaftliche Lehrmeinung / Konsens

Die wissenschaftliche Lehrmeinung ist knifflig, da sich in diesem Falle viele Spezialisten in einer – allerdings nicht bewiesenen – Meinung einig sind. Das wird dann ziemlich schnell als Wissen deklariert.

Mein Lieblingsbeispiel: Bei den Olympischen Sommerspielen 1984 in Los Angeles wurde der Marathonlauf der Frauen erstmals durchgeführt. Warum? Weil es bis lange in das 20. Jahrhundert hinein die medizinische Lehrmeinung war, dass Frauen körperlich nicht in der Lage sind Strecken über 800m (!) zu laufen. Mittlerweile ist klar, dass Frauen – v.a. bei längeren Strecken – Männern mindestens ebenbürtig sind. Es wird heute eher der Vermutung nachgegangen, dass Frauen gerade für die richtig langen Strecken (also jenseits des Marathon) besser geeignet sind. Man vermutet also genau das Gegenteil dessen, was vor noch nicht allzulanger Zeit die gängige Lehrmeinung war.

Das ist wie bei jeder Wissenschaft: Hinterher stellt sich heraus, dass alles ganz anders war.

Karl Valentin

Wissen

„Tatsachen oder Umstände, deren Gültigkeit man sich sicher ist“

https://de.wikipedia.org/wiki/Wissen_(Begriffsklärung)
(Abgerufen am 30.10.2021)

Wer ist in dieser Definition mit „man“ gemeint?

Wenn „man“ eine Einzelperson ist – z.B. ich – ist alles von dessen Gültigkeit ich überzeugt bin „Wissen“. Jeder der in einem beliebigen Punkt von der Gültigkeit einer Sache nicht ebenso überzeugt ist wie ich, wird das anders sehen. Das kann also nicht Wissen sein. Am anderen Ende müssten alle – nicht nur die meisten ! – Menschen von der Gültigkeit einer Tatsache oder eines Umstandes überzeugt sein. Dann wird es schon ziemlich dünn mit den Dingen, die wirkliches Wissen sind. Und wenn man sich alleine den Artikel der Wikipedia zum Thema Wissen durchliest, bekommt man eine Ahnung davon, wie wenig wirklich gesichertes Wissen es gibt.

Es gibt neben dem schönen Spruch von Karl Valentin (s.o.) auch den Satz: „Das Wissen von heute sind die Irrtümer von morgen.“ In diesem Satz steckt die Erkenntnis, dass das, was wir heute als „Wissen“ bezeichnen eben häufig kein echtes Wissen ist, sondern nur vermeintliches Wissen. Etwas dessen Gültigkeit wir uns zwar in diesem Moment sicher sind, das aber aus anderer Perspektive betrachtet, oder bei Verfügbarkeit von etwas mehr Informationen plötzlich in völlig anderem Licht erscheint. Ich nenne das Weiterentwicklung.

Nachdem ich nun eine ganze Menge an Artikeln zum Thema Wissen gelesen habe, würde ich es für mich so definieren:

Als Wissen gilt, was die überwiegende Mehrheit einer Gesellschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt als wahr akzeptiert.

Johannes Kaindl

Ich möchte das gerne noch anhand einiger Beispiele etwas näher erläutern:

Überwiegende Mehrheit

Im Zuge der Bekämpfung zahlreicher Pandemien wurde schon immer sehr intensiv über das Thema Impfung diskutiert. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung hat dann zumeist als wahr akzeptiert, dass Impfung das einzige Mittel zur Verhinderung gesundheitlicher Einschränkungen infolge einer Infektion ist. Es gab jedoch immer auch eine mehr oder weniger große Anzahl von Menschen, die das anders gesehen hat, aber aufgrund der Überzeugung der überwiegenden Mehrheit ihre Meinung nicht durchsetzen konnten. Interessant dabei ist der Punkt, dass das nicht für alle Impfungen gilt. Die alljährliche Impfung gegen Influenza wird immer sehr kontrovers diskutiert – genauso alljährlich wie der Nutzen der eigentlichen Impfung. Ist es jetzt wahr oder nicht? Vielleicht werden nachfolgende Generationen den Kopf darüber schütteln, wie wir versucht haben, mit dem Auftreten von Virusinfektionen umzugehen. Vielleicht aber auch nicht. Sicher sagen kann das keiner. Aber derzeit akzeptiert die überwiegende Mehrheit diesen Punkt als wahr. Das das auch schief gehen kann, sieht man an der Entwicklung multiresistenter Keime durch eine völlig unverhältnismäßige Gabe von Antibiotika. Auch – und heute v.a. – in der Tierzucht.

Gesellschaft

„Andere Länder andere Sitten“ ist ein altbekanntes Sprichwort. Dinge, die in einer Gesellschaft – Familie, Dorf, Stadt, Land, Kontinent, etc. – als wahr akzeptiert und nie hinterfragt werden, können eben in einer anderen Gesellschaft völlig anders gesehen werden. Dies wird ganz besonders deutlich, wenn man sich z.B. Vorgaben / Grenzwerte etc. in den Bereichen Gesundheit und Ernährung betrachtet. Da weichen die (hoffentlich) auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierenden Empfehlungen deutlich voneinander ab. Und das was die überwiegende Mehrheit mit dieser Information macht weicht davon noch viel mehr ab. Wenn Sie z.B. mit der Erkenntnis, dass Schweinefleisch doch eigentlich eine gesunde Sache sei in einer muslimischen Gesellschaft auftreten, werden Sie kaum eine überwiegende Mehrheit finden, die Ihre Position unterstützt.

Bestimmter Zeitpunkt

Ich habe es weiter oben bereits am Beispiel des Marathonlaufs der Frauen dargelegt. Dinge, die heute noch als wahr akzeptiert werden, werden vielleicht in einigen wenigen Jahren als fundamentaler Irrtum belächelt werden. Es stellt sich irgendwann dann heraus, dass wir – vielleicht nur aufgrund unzureichender Messtechnik, oder weil wir es uns schlicht nicht vorstellen konnten – nicht in der Lage waren etwas nachzuweisen und es deshalb als nicht wahr abqualifiziert haben. Ich vermute, dass die Liste der Nobelpreisträger voll ist mit Personen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Idee hatten und von vielen Kollegen belächelt oder gar beschimpft wurden. Ich würde sogar vermuten, dass das fast als Voraussetzung für die Erlangung eines Nobelpreises ist.